Wie Planeten entstehen: Die Antwort könnte in diesem Exoplaneten liegen


Der Planet b Centauri b ist eines der massereichsten Objekte, die je entdeckt wurden, und befindet sich im heißesten System, in dem je ein Planet entdeckt wurde

Der Exoplanet der Rekorde wurde gerade entdeckt. Eine gestern in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie von Markus Janson, Raffaele Gratton und Joseph C. Carson könnte Wissenschaftler dazu zwingen, einige der gängigsten Annahmen über die Entstehung von Planeten zu überdenken.

Der neu entdeckte Planet, der möglicherweise schon vor 20 Jahren entdeckt wurde, ohne in den Augen der damaligen Technik Aufsehen zu erregen, trägt den Namen b Centauri b und widerspricht allen Statistiken.

Der rekordverdächtige Exoplanet

Der untersuchte Planet weist Eigenschaften auf, die nach Ansicht der Wissenschaftler jeder bisher akzeptierten Logik trotzen.

Er ist elfmal größer als Jupiter und gehört zu den schwersten Himmelsobjekten, die je entdeckt wurden; er befindet sich im Sternbild B Centauri, einem relativ jungen Doppelsternsystem, das etwa 325 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Die beiden Sterne, aus denen das b Centauri-System besteht, haben zusammen eine Masse, die zwischen dem 6- und 10-fachen der Sonne liegt. Damit ist b Centauri das massereichste Sternsystem, in dem jemals ein Planet entdeckt wurde.

Das b Centauri-System ist auch das heißeste, das jemals einen Planeten beherbergt hat, wie die Studie hervorhebt: Der Hauptstern des Systems, b Centauri A, ist ein Stern der Klasse B, das heißt, er gehört zu den hellsten am Himmel. Nur etwa einer von 800 Sternen gehört zu dieser Klasse, die auch als "blaue" Sterne bezeichnet werden: Der von der Erde aus hellste ist Rigel im Sternbild Orion.

Bislang galt es als nahezu unmöglich, einen Planeten in der "Nähe" eines blauen Sterns abzufangen, der dreimal so stark wie die Sonne ist und mit der Bildung großer Himmelskörper nicht vereinbar ist. Laut Janson, dem Autor der Studie, "gelten Sterne der Klasse B als ziemlich zerstörerisch und gefährlich, und man glaubte, dass es für große Planeten extrem schwierig sein muss, sich um sie herum zu bilden".

Der neu entdeckte Planet hingegen hat nicht nur eine ungewöhnliche Masse, sondern umkreist auch in aller Ruhe einen Stern (eigentlich zwei) mit einer Temperatur von mehr als 18.000 °C.


Neues Licht auf die Planetenentstehung

Der Exoplanet b Centauri b wurde mit Hilfe des SPHERE-Instruments (Spectro-Polarimetric High-contrast Exoplanet Research) identifiziert, das am Very Large Telescope in Chile installiert ist, demselben Instrument, das den Planeten möglicherweise schon vor Jahren entdeckt hat.

Zusätzlich zu den oben erwähnten unglaublichen Merkmalen weist B Centauri b weitere Aspekte auf, die für künftige Studien zur Planetenentstehung von entscheidender Bedeutung sein könnten.

Zum Beispiel gehört seine Umlaufbahn zu den weitesten, die je entdeckt wurden - was seine "Resistenz" gegenüber der extremen Hitze seines Sternsystems erklären könnte. Derzeit ist der Rekordplanet etwa 550 Astronomische Einheiten von den Sternen entfernt - das entspricht etwa dem 14-fachen Abstand zwischen der Erde und Pluto, dem Himmelskörper am äußersten Rand des Sonnensystems.

Noch immer ist unklar, wie sich ein so massereicher Planet auf einer so großen Umlaufbahn bilden konnte. Wie üblich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bildete er sich in der Nähe der beiden Sterne des Systems durch Akkretion und bewegte sich dann durch gravitative Wechselwirkungen auf seine jetzige Umlaufbahn, oder er bildete sich in der Nähe seiner jetzigen Position durch einen als "gravitative Instabilität" bekannten Prozess.

Der Mechanismus der Gravitationsinstabilität neigt nämlich dazu, sehr große Objekte zu erzeugen, die oft so groß sind, dass sie nie zu Planeten werden, sondern eher die Form von Galaxienhaufen oder -strängen annehmen.

Wie es in der Veröffentlichung heißt, "zeigen unsere Ergebnisse, dass Planeten in Sternsystemen gefunden werden können, die viel massereicher sind als in früheren Studien erwartet". Dies ist eine neue Richtung, sowohl für die Suche nach anderen Planeten als auch für das Verständnis der Mechanismen, durch die sich Planeten im Universum bilden.


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