Erhöhtes Kontaminationsrisiko durch Weltraummissionen


Verstärkte Weltraummissionen bringen neue Herausforderungen mit sich: die aktuelle Studie über das Kontaminationsrisiko zwischen irdischen Lebensformen und fremden Welten.

Der Eintritt in das so genannte neue Zeitalter des Weltraums bringt alte Probleme und neue Fragen mit sich. Die verstärkte Präsenz menschlicher Aktivitäten jenseits der Erdatmosphäre zeigt bereits ihre unmittelbarsten Auswirkungen, die von der Gefahr des Aufpralls auf die immer größer werdende Menge an Weltraummüll bis hin zur Notwendigkeit der Erstellung eines gemeinsamen Protokolls für die Meldung der möglichen Entdeckung außerirdischer Lebensformen reichen.

Die Risiken menschlicher Aktivitäten

Eine neue Studie der McGill University, die in der Zeitschrift BioScience veröffentlicht wurde, befasst sich mit den Folgen der menschlichen Expansion in den Weltraum unter dem besonderen Blickwinkel des Risikos einer biologischen Kontamination.

Die Aussicht, außerirdisches Leben abzufangen, wird immer wahrscheinlicher, zumindest nach den öffentlichen Erklärungen der NASA, und in naher Zukunft werden einige der wichtigsten Weltraummissionen stattfinden, die jemals von den Erdlingen geplant wurden.

Mit mehreren Rovern, die auf dem Mars unterwegs sind und zu denen sich bald der ExoMars der ESA gesellen wird, mit der derzeit laufenden Mission, die Bodenproben des Roten Planeten zur Erde bringen soll, und mit mehreren geplanten Missionen zu den Monden des Jupiters und des Saturns, beginnt die menschliche Präsenz außerhalb der Erdatmosphäre ihren Tribut zu fordern.

Aber das Risiko, versehentlich neues Leben zu "erschaffen", wird laut der Studie dramatisch zunehmen, wenn die erste Langzeitmission zum Mars in Angriff genommen wird, wo der Bedarf an "Organismen, die in der Lage sind, Nahrung zu erzeugen, Abfälle zu verarbeiten und Biogas zu produzieren", unweigerlich zu unvorhersehbaren Fortschritten in der Biotechnik führen wird.

Die "fremden" Bakterien, vor denen die Erde und andere Himmelskörper, die von menschlichen Aktivitäten betroffen sind, geschützt werden müssen, sind laut der Studie von Anthony Ricciardi und Kollegen solche, die aus einer möglichen unkontrollierten Kontamination stammen könnten. Das Risiko ist durchaus real, warnen die Forscher: Ähnliche Bakterien wurden bereits auf der Hülle der Internationalen Raumstation und im Kennedy Space Center der NASA entdeckt.


Die Gefahr geht von unserem Planeten aus

Die Gefahr einer Kontamination durch außerirdisches Leben geht jedoch von der Erde aus: irdische Lebensformen, die mit Raumfahrtmissionen ins All reisen, können sich unerwartet verändern, wenn sie bestimmten Bedingungen ausgesetzt sind.

Ein kürzlich durchgeführtes Experiment hat gezeigt, dass die Zellen eines extremophilen Bakteriums, Deinococcus radiodurans, auf der Außenfläche der ISS im Orbit bis zu drei Jahre überleben können, was bedeutet, dass es potenziell möglich ist, solche Lebensformen zwischen der Erde und dem Mars zu übertragen, selbst wenn dies unbeabsichtigt geschieht.

Der Fall des Kennedy Space Centers veranschaulicht die möglichen Gefahren einer Kontamination noch deutlicher: 2014 wurde in einem Reinraum, in dem das Phoenix-Schiff zusammengebaut wurde, ein bisher unbeschriebenes Bakterium gefunden. Das Bakterium erwies sich als resistent gegen "extreme Dosen ionisierender Strahlung, Austrocknung und Desinfektionsmittel", als hätte es sich in einer völlig anderen Umgebung als auf der Erde entwickelt.

Die Entwicklung irdischer Lebensformen im Weltraum ist unvorhersehbar, weshalb Wissenschaftler die mögliche Kontamination ferner Planeten als "ein mit einer Naturkatastrophe vergleichbares Ereignis" bezeichnen. Ein eklatantes Beispiel dafür, wie real das Risiko einer Kontamination durch Außerirdische ist, lieferte die israelische Mission, bei der die Mondlandefähre Beresheet im Jahr 2019 auf die Mondoberfläche stürzte.

Die israelische Landefähre enthielt Tausende von Bärtierchen, die sich in einem festen Gemisch in einem schlafenden Zustand befanden: Es besteht keine wirkliche Gefahr, dass die Bärtierchen erwachen und den Mond erobern könnten, aber seitdem ist die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft für die Risiken einer Biokontamination im Zusammenhang mit der Erforschung des Weltraums unweigerlich größer geworden.


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