Ein geruchloses Molekül kann uns aggressiver machen


Das Experiment: Die Exposition gegenüber Hexadecanal beeinflusst das menschliche Verhalten: Es macht Frauen aggressiv und Männer fügsamer.

Nach einer in Science Advance veröffentlichten Studie gibt es ein kleines, geruchloses Molekül, das uns aggressiver oder sanftmütiger machen kann, wenn wir es "erschnüffeln".

Es handelt sich um ein Molekül, das von Menschen und anderen Säugetieren ausgestoßen wird, und das in der Lage zu sein scheint, das Verhalten von Frauen in eine aggressivere Richtung zu verändern, während es Männer sanftmütiger macht.

Das Molekül, das Frauen aggressiv macht

Dass viele Instinktreaktionen von chemischen Prozessen gesteuert werden, die noch nicht erklärt werden können, ist allgemein bekannt, ebenso wie die wichtige Rolle des Geruchs bei den Prozessen, die instinktive Reaktionen von Säugetieren auf Stress oder Gefahr steuern.

Vor nicht allzu langer Zeit zeigte eine Studie, dass das Vorhandensein von Hexadecanal Stress bei Mäusen reduzieren kann; und noch immer konzentrieren sich die Wissenschaftler auf Hexadecanal, um zu erklären, wie die Chemie Stimmung und Verhaltensmuster beim Menschen beeinflussen kann.

Es handelt sich um eine chemische Verbindung, die in der menschlichen Haut, im Speichel und in anderen "Ausdrucksformen" von Säugetieren vorkommt. Es hat keinen Geruch, aber wenn man es "schnuppert", scheint es einen entscheidenden Einfluss auf die Aggressivität des menschlichen Verhaltens zu haben.

Eva Mishor vom Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, leitete ihr Forschungsteam bei einer experimentellen Studie, in der der Einfluss von Hexadecanal auf das menschliche Verhalten untersucht wurde.

Im ersten Experiment wurden 67 Männer und 60 Frauen absichtlich dazu verleitet, ein Gewinnspiel zu spielen, bei dem ein kleiner Geldbetrag auf dem Spiel stand; die Teilnehmer erhielten dann die Möglichkeit, ihren "unkooperativen" Spielpartner durch einen starken Ton zu stören, dessen Lautstärke sie selbst bestimmen konnten.

Die Hälfte der Probanden hatte ein kleines Pflaster mit Hexadecanal unter der Nase, während die andere Hälfte der Teilnehmer keine Spuren des Moleküls trug.

Die Unterschiede waren sofort ersichtlich, wie Mishor sagt: Frauen, die Hexadecanal ausgesetzt waren, ließen sich viel mehr als andere Frauen auf das störende Manöver ein, während Männer, die dem gleichen Molekül ausgesetzt waren, gefügiger waren als andere.


Eine Überlebensstrategie?

In einem zweiten Experiment nahmen 25 Männer und 24 Frauen an einem komplexeren Spiel teil, bei dem sie gelegentlich vom gegnerischen Spieler beraubt wurden.

Die Spieler bekamen dann - unter funktioneller Magnetresonanztomographie - die Gelegenheit, die anderen Spieler zu berauben. Auch hier stellten die Forscher fest, dass Frauen eher zu aggressivem Verhalten neigten, wenn sie Hexadecanal ausgesetzt waren, während Männer, die dem Molekül ausgesetzt waren, sanftmütiger und weniger konkurrenzfähig wurden. Hexadecanal kann daher das menschliche Verhalten beeinflussen.

Instrumentelle Tests haben gezeigt, dass die Exposition gegenüber Hexadecanal Bereiche des Gehirns aktiviert, die an der Wahrnehmung sozialer Signale beteiligt sind, und zwar bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Möglicherweise steckt ein rein biologischer Mechanismus hinter den Wirkungen von Hexadecanal: Das Molekül gehört zu den am häufigsten von Säuglingen produzierten Stoffen, die das geruchlose Molekül aus ihrem Kopf ausstoßen.

Es könnte sich also um einen Überlebensmechanismus handeln, der die Mütter dazu veranlasst, zur Verteidigung ihres Nachwuchses aggressiver zu sein und die Väter zu beschwichtigen, damit sie sie nicht angreifen: Bei anderen Säugetieren wurde festgestellt, dass sich die Aggression der Mutter gegen äußere Angreifer richtet, während die des Vaters auch gegen den Nachwuchs gerichtet sein kann.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Schnüffeln an einem Baby die Aggression bei Müttern erhöhen, bei Vätern jedoch verringern kann", schlussfolgert Mishor: Der Ausstoß von Hexadecanal wäre somit ein Mittel, um die Überlebensrate von Säugetierwelpen zu erhöhen.


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