Während 5G seine ersten Schritte in der "realen Welt" macht, versuchen Wissenschaftler aus der ganzen Welt sich vorzustellen, wie 6G aussehen wird
Die Technologie steht nie still: Wir befinden uns noch am Anfang der 5G-Revolution, mit den ersten Angeboten der Telefonbetreiber in Italien und anderen großen Industrieländern, aber schon jetzt beginnen Experten zu diskutieren, wie das zukünftige 6G-Netz aussehen wird.
Die Universität Oulu, Finnland, hat soeben ein Weißbuch mit dem Titel "Key Drivers and Research Challenges for 6G Ubiquitous Wireless Intelligence" veröffentlicht, in dem sie die Meinungen von rund 70 Experten des Sektors zusammenfasst, die im vergangenen März am 6G Wireless Summit in Finnland teilnahmen. Natürlich ist die Einführung von 6G noch viele Jahre entfernt und die technischen Spezifikationen sind noch nicht verfügbar. Die großen Vorteile dieser Technologie und die ebenso großen technologischen Herausforderungen, die auf die Telekommunikationsbranche warten, sind jedoch schon jetzt absehbar.
6G-Netze: alle Vorteile
Das 6G-Whitepaper hebt die sieben Hauptmerkmale dieser Technologie hervor, d. h. die zu erreichenden Ziele: Datenübertragungsgeschwindigkeit, Signallatenz, Batterielebensdauer von IoT-Geräten, Gerätedichte pro Quadratmeter, Steigerung des Gesamtdatenverkehrs, Zuverlässigkeit, Energieeffizienz, Standortverfolgung von Geräten.
Die Ziele für diese sieben Bereiche sind, gelinde gesagt, ehrgeizig: Geschwindigkeiten von bis zu 1 Terabit pro Sekunde (die derzeit in Italien eingesetzten Kupfer-Glasfaser-Verbindungen erreichen Geschwindigkeiten von 200 Megabit pro Sekunde, was etwa 50-mal niedriger ist als das 6G-Ziel), Latenzzeiten von nur 0,1 Millisekunden, eine Batterielebensdauer von mindestens 20 Jahren, bis zu 100 Geräte pro Quadratmeter, eine Verzehntausendfachung des gesamten Datenverkehrs, eine extreme Zuverlässigkeit der Dienste, eine zehnmal höhere Energieeffizienz und eine Positionsbestimmung mit einem maximalen Fehler von 1 Meter im Freien und 10 cm in Gebäuden.
Künstliche Intelligenz, Thz-Frequenzen und Open Source
Die technologische Herausforderung, die hinter den sieben 6G-Zielen steht, ist also enorm. Um diese Leistung zu erreichen, muss nach Ansicht von Experten massiv auf Edge Cloud Computing zurückgegriffen werden, d. h. auf die Nutzung der "Ränder" von Netzen, damit die Arbeitslasten effizient auf alle Netzknoten verteilt werden. Die Datenverteilung muss mit hochentwickelten Algorithmen der künstlichen Intelligenz gesteuert werden, die in Echtzeit entscheiden, wohin die Daten verteilt werden sollen, um Engpässe zu vermeiden.
Zudem müssen elektromagnetische Wellen mit TeraHerz-Frequenzen, die dem Infrarot nahe kommen, für die Übertragung mit einer Geschwindigkeit von 1 Terabit pro Sekunde verwendet werden. Um schließlich die Infrastrukturkosten zu senken, ist der Einsatz von Open-Source-Technologielösungen unerlässlich, an deren Entwicklung sich alle Marktteilnehmer aktiv beteiligen müssen.