Kommentare auf Facebook, der neue digitale Protest


Immer häufiger finden sich Kommentare zu Kochrezepten oder Wikipedia-Einträgen unter den Bildern von Prominenten, die auf Facebook gepostet werden: das ist der neue Protest der Nutzer

Facebook ist die soziale Plattform schlechthin: die erste, die sich etabliert und eine Milliarde Nutzer überschritten hat. Facebook ist auch die Plattform, auf der die neuen Moden des Netzes geboren und umgewandelt werden: Jeden Tag entstehen neue Gewohnheiten, die nur in Mark Zuckerbergs sozialem Netzwerk möglich sind.

Vor einigen Monaten brach zum Beispiel die Mode aus, ein Bild von sich selbst zu veröffentlichen, als man noch ein Kind war. Die Initiative war für wohltätige Zwecke gedacht, doch schon bald interpretierten die meisten Nutzer die Bedeutung falsch und veröffentlichten Bilder von zweifelhaftem Geschmack. Jetzt hat sich auf Facebook eine neue Gewohnheit entwickelt: Bilder von Prominenten mit Rezepten oder Wikipedia-Einträgen zu kommentieren. Was wie ein Fehler aussehen mag, ist in Wirklichkeit eine wohlüberlegte Entscheidung des Nutzers, der auf diese Weise sein Desinteresse an einer Nachricht oder einem Bild zum Ausdruck bringt. Eine neue Form des digitalen Protests, die auf Facebook immer beliebter wird.

Wie die neue Facebook-Praxis entstand

Moden auf Facebook entstehen aus den Gewohnheiten der Nutzer. Eine Praxis, die heute viral geht, ist morgen schon wieder vergessen und durch eine andere Idee ersetzt, die auf der Plattform geboren wurde. Wie so oft, begann der "Kommentar-Protest" auf einer Facebook-Seite und verbreitete sich dann wie ein Lauffeuer, bis er sich viral verbreitete. Diesmal liegt der Fehler bei der Seite "Random things on Wikipedia", die begonnen hat, Bilder oder Zeitungsmeldungen mit Einträgen zu kommentieren, die direkt aus der Internet-Enzyklopädie stammen. Es brauchte nur ein paar Likes auf Facebook, ein paar Nutzer, die anfingen, die Praxis zu kopieren, und alle Bilder von Prominenten und die von Zeitungen veröffentlichten Nachrichten wurden mit Kommentaren überschwemmt, in denen die Rezepte erklärt wurden, oder mit Wikipedia-Einträgen. In den letzten Tagen hat sich diese Praxis herumgesprochen und sogar ihren ursprünglichen Grund für den Protest verloren. Viele Nutzerinnen und Nutzer kommentieren mit Pizza- oder Carbonara-Rezepten, ohne den Sinn ihres Tuns zu verstehen: Das Wichtigste ist, der Masse zu folgen. Ein Protest, der vielleicht eine gerechte ideologische Grundlage hatte, verwandelte sich bald in eine weitere sinnlose virale Praxis der sozialen Netzwerke. Und wie so oft haben wir es in einer Woche schon wieder vergessen und folgen einer anderen seltsamen Praxis, die auf Facebook geboren und gezüchtet wurde.


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