Facebook spioniert Nutzer aus, indem es private Beiträge und Unterhaltungen liest und analysiert? Das geht aus einem neuen Bericht hervor, der von Reuters veröffentlicht wurde
Dass es ein Datenschutzproblem im Zusammenhang mit der Galaxie der Facebook-Dienste gab, war schon seit einiger Zeit klar. Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk - und die anderen Plattformen der Gruppe, wie Instagram und WhatsApp - sind wiederholt wegen Problemen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Nutzerdaten in die Kritik geraten. Ein neuer Bericht, der von Reuters veröffentlicht wurde, wirft einen weiteren Schatten auf diese Front.
In dem Dokument heißt es, dass ein ausgewähltes Team von Prüfern kontinuierlich die Beiträge der Nutzer liest und analysiert. Ziel ist es, die Systeme bei der Verbesserung ihrer KI-bezogenen Dienste und Funktionen zu unterstützen. Auch Instagram wird in dem Bericht erwähnt, was bedeutet, dass die Mitarbeiter des Unternehmens auch die Unterhaltungen in Zuckerbergs sozialem Netzwerk lesen. Das Unternehmen würde sogar eine Lesemethode anwenden, um Inhalte und Chats besser analysieren zu können, und es würde auch die Namen der Nutzer und andere sensible Informationen aufzeichnen.
Wie funktioniert die Post-Analyse von Facebook?
Der Reuters-Bericht bestätigt eine weit verbreitete Befürchtung: Facebook überwacht, was Nutzer sagen, nicht nur in öffentlichen Posts, sondern auch in privaten Gesprächen. Dem Papier zufolge analysieren die Prüfer die Inhalte zunächst anhand von fünf Parametern: Inhalt (Selfie, Panoramafoto, Text...), Anlass (Geburtstag, Veranstaltung...), Ausdruckselemente (Meinungen und Gefühle), Absicht (planen, inspirieren, motivieren, unterhalten...) und Umfeld (professionell, informell, skurril...).
Die Inhalte werden dann entsprechend ihrer Art erfasst und archiviert. Dies gilt auch für Kommentare, die mit dem Namen und den sensiblen Daten des Verfassers versehen sind. Für die Analyse der Beiträge greift Facebook auf das Outsourcing eines indischen Unternehmens namens Wipro zurück. Mehr als 260 Mitarbeiter sollen täglich Facebook- und Instagram-Posts kommentieren und analysieren.
Ziel ist es, die von den Plattformen hochgeladenen Inhalte besser zu verstehen, um ein immer ausgefeilteres maschinelles Lernen zu erreichen und so den Bedürfnissen der Unternehmenskunden gerecht zu werden. KI-Algorithmen können derzeit die Komplexität der menschlichen Sprache nicht verstehen, aber mit der Anhäufung von Big Data wollen wir ihr Verständnis verbessern.
Das Ziel ist auf Plattformen wie Facebook und Instagram schwer zu erreichen, wo es eine Abfolge verschiedener Arten von Inhalten (Text, Fotos, Videos, Links...) und Millionen verschiedener Sprachen sowie Slang, Redewendungen und Neologismen gibt.
Welche Gefahren bestehen für die Privatsphäre?
Das Unternehmen will daher seine KI-Systeme durch eine sorgfältige Analyse der öffentlichen Beiträge trainieren. Dies würde die Algorithmen des maschinellen Lernens und die Dienste verbessern, die die Plattform Unternehmen und privaten Nutzern anbietet. Das Problem liegt jedoch in der Transparenz und der Datenschutzpolitik, die keinen Bezug zu diesem von Mark Zuckerbergs Gruppe betriebenen Prozess haben würde. Die Nutzer wissen also gar nichts von der Existenz dieser Algorithmen und der geleisteten Arbeit. Sie haben also nicht einmal die Möglichkeit, das System der Kennzeichnung von Beiträgen abzulehnen, ganz zu schweigen davon, dass diese von Facebook-Mitarbeitern missbraucht werden könnten. Kurz gesagt, das Unternehmen, das bereits in mehrere Skandale im Zusammenhang mit der unrechtmäßigen Anhäufung und Weitergabe von Daten verwickelt war, nutzt weiterhin Gespräche für seine eigenen Zwecke, ohne die Nutzer genau zu informieren.