Die Geheimnisse unsichtbarer Tiere gelüftet


Die Wissenschaft hat die Geheimnisse unsichtbarer Tiere gelüftet: Die durchsichtige Garnele und der "gläserne Schmetterling" teilen einige grundlegende Strukturen.

Die Macht der Unsichtbarkeit war schon immer in den Köpfen der Menschen: vom Tarnhelm in Wagners Ring des Nibelungen bis hin zu Harry Potters Unsichtbarkeitsumhang gibt es viele Fantasien über Gegenstände, die es einem ermöglichen, "unsichtbar" zu werden.

Einigen Tieren, die wahrscheinlich nichts von den großen menschlichen Wünschen wissen, gelingt es, unsichtbar zu werden. Dies ist eine besonders faszinierende Tarnstrategie, die kürzlich Gegenstand zweier paralleler Studien war.

Schmetterlinge mit Glasflügeln

Die erste Studie wurde im Journal of Experimental Biology von dem Biologen Aaron Pomerantz von der University of California, Berkeley, veröffentlicht. Die Forschung soll herausfinden, wie sich die unglaublichen transparenten Flügel einer bestimmten tropischen Schmetterlingsart, der Greta Oto, die in den Wäldern Mittel- und Südamerikas lebt, entwickeln.

Die erste Begegnung mit einem "gläsernen Schmetterling", wie die Greta Oto genannt wird, hatte Pomerantz während einer langen Bootsfahrt im peruanischen Äquatorialwald. Ich habe versucht, Dinge mit einem Netz zu fangen", erinnert sich der Biologe, "und diese Schmetterlinge änderten einfach die Richtung und verschwanden".

Pomerantz erklärt den Ursprung der Forschung, die auf den Wunsch zurückgeht, die besonderen Merkmale der "Unsichtbarkeitskraft" bestimmter terrestrischer Arten zu untersuchen. Es ist in der Tat üblich, dass Tiefseekreaturen unsichtbar und getarnt sind, aber das Phänomen ist an Land viel seltener".

Die Frage, die sich Pomerantz und seine Kollegen stellen, lautet also: "Was braucht es, um an Land transparent zu sein?

Die besonderen Flügel des unsichtbaren Schmetterlings wurden dann analysiert und zeigten merkwürdige Veränderungen "in der Form und Dichte der mikroskopischen Schuppen, die typischerweise die bunten Muster der Schmetterlingsflügel ausmachen".

Die Mutation, die die Unsichtbarkeit ermöglicht, scheint weiter verbreitet zu sein, als man vermuten würde: Außer bei Lepidopteren gibt es auch Beispiele für Transparenz bei einigen besonderen "gläsernen" Fröschen und natürlich am Grund des Ozeans.


Die Unsichtbaren des Ozeans

Neben der Untersuchung von Schmetterlingsflügeln lieferte die seltene Sichtung von durchsichtigen Kraken vor dem Pazifik, die das Schmidt Ocean Research Institute im Sommer 2021 aufzeichnete, weitere wichtige Daten.

Nicht nur Quallen, Schwämme und Krebse haben die Gabe der Unsichtbarkeit: Auch Kopffüßer und Fische können die besondere Eigenschaft aufweisen.

Die jüngste Studie zu diesem Thema wurde von der Meeresbiologin Laura Bagge von Torch Technologies in Florida veröffentlicht, eine Untersuchung über die Unsichtbarkeit des Krustentiers Cystisoma, einer Art völlig transparenter Garnelen.

Das mysteriöse Krustentier, das etwa die Größe einer menschlichen Hand erreichen kann, ist ein besonders faszinierender Fall: "Sie haben eine harte Schale und sind voller Muskeln. Wie kann das alles durchsichtig sein?", fragt der Biologe.

Es stellte sich heraus, dass die Schale von Cystistoma "mikroskopisch kleine, unregelmäßige Strukturen aufweist, die denen auf den Flügeln von unsichtbaren Schmetterlingen ähneln". Diese bereits bekannten Strukturen "haben mehrere Anwendungen für Antireflexbeschichtungen auf Sonnenkollektoren und Glas inspiriert".

Die Muskeln des Cystistoma hingegen werden Gegenstand künftiger Forschungen von Bagge sein, da sie ganz andere Unsichtbarkeitseigenschaften aufweisen. In manchen Fällen, so erinnert sich der Biologe, ist ein undurchsichtiges Erscheinungsbild in den Tiefen der Ozeane jedoch besonders nützlich: Durchsichtigkeit verrät oft zu viel über die eigene Anwesenheit, wenn man seltsamen Kreaturen aus der Tiefe begegnet. Die untersuchten Krebse haben also die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, aber auch das Potenzial, ein Gegenmittel zu sein: "Wenn ein Raubtier sie mit blauem Licht anstrahlt", erklärt Bagge, "legen sie sofort einen pigmentierten Panzer frei, der das Licht absorbieren kann".


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